Friss tételek

Gastarbeiterdeutsch

1. Daten zur Geschichte der Arbeitsmigration in der BRD:[1]
1961 500000 offene Stellen sowie 180000 Arbeitssuchende
1968 2000000 Wanderarbeiter befinden sich in der BRD auf 'Rotation'.
1973 4000000 Wanderarbeiter, 'Anwerbestop'
1982 Familiennachzug 4,6 Millionen beträgt die Zahl der Ausländer
1986 keine Freizügigkeit für ausländische Arbeiter
1998 7,3 Millionen Ausländer
2. Was ist Gastarbeiterdeutsch?
Das Gastarbeiterdeutsch, so wie es von Ausländern gesprochen wird, die als Erwachsene nach Deutschland eingereist sind, ist das Produkt einer Situation, in der der Kontakt mit der fremden Sprache auf die für das ökonomische und soziale Überleben notwendigen Kontexte beschränkt ist.
3. Der Spracherwerb ausländischer Arbeiter
Der Spracherwerb findet für die meisten Gastarbeiter ausschießlich im Alltagskontakt mit Deutschen statt. Er ist also ungesteuert, d.h. nicht systematisch, ohne unterrichtlicher Unterweisung. Die soziale Bedingungen stellen den Rahmen dieser Form des Zweitspracherwerbs dar.
4. Funktional beschränkte Sprachen
Die deutsche Gesellschaft hat kaum Interesse daran, den Gastarbeiter zu einem vollwertiger Sprecher auszubilden, da er in der Regel seine 'Aufgaben' mit einem Minimum an Sprachkenntnissen erfüllen kann. Für die Gastarbeiter ist die Beherrschung der Sprache nicht ein eigenständiges Ziel, seine Lernmotivation orientiert sich an objektiven und subjektiven Ansprüchen an eine Minimalverständigung.
Fossilierung: es kommt oft schon zu einem Stillstand des Lernprozesses, sobald die dringendsten praktischen Probleme im Himblick auf deutsche Umgebung gelöst werden können. Ist dieses Ziel erreicht, wird Neues nicht mehr aufgenommen.
5. Sprachgebrauch ausländischer Arbeiter
Die Deutschvarietät ausländischer Arbeiter ist in besonderem Maße durch die spezifischer verwendung sprachlicher Mittel gekennzeichnet. Sie besteht aus einem Zeichensystem, dass lexikalisch aus dem Zeichenvorrat der deutschen Sprache und ihrer Varietäten schöpft, das strukturell aber starke Abweichungen von den deutschen Bezugsvarietäten aufweist.
So kann man in der Gastarbeitersprache folgende Regelmäßigkeiten feststellen:
1. Verwendung von 'Einwortsätzen';
2. Häufung von Adverbien bzw. Adverbialphrasen;
3. Ausfall von Präpositionen;
4. Ausfall von Pronomina;
5. Ausfall des bestimmten Artikels;
6. Verwendung von subjektlosen Sätzen;
7. Verwendung von verblosen Sätzen;
8. einheitlicher Gebrauch des Infinitivs anstelle einer konjugierten Verbform;
9. einheitlicher Gebrauch des Pronomens du als Anredeform in Verbindung mit der Infinitivform des Verbs;
10.die Tadenz zum Analytischen und
11.eigentümliche Satzstellungsmuster.
5. Beispiel für den Sprachgebrauch türkischer Gastarbeiter:
" Ja ... muß un Türkisch un lernen. - aber wann in Ausländer in kommen in Deutschland ... das is, in deutsche Mensch nix muß undde lernen in andere was man sprecht. - und dann ... aber jetzt, ja, muß bissele Deutsch spreche ... muß lernen - aber jetzt du was sage ... ich alles versteh. - aber wann ich will so gut sprechen ... schwer, kann nix so genau sagen."
Literatur:
- Christiane von Strutterheim: Temporalität in der Zweitsprache - Eine Untersuchung zum Erwerb des Deutschen durch türkische Gastarbeiter. Walter de Gruynter, 1986 Berlin
- Inken Keim: Gastarbeiterdeutsch - Untersuchungen zum sprachlichen Verhalten türkischer Gastarbeiter. TBL Verlag gunten Narr, 1978 Tübingen
- Marija Orlovic-Schwarzwald: Zum Gastarbeiterdeutsch Jugoslavischer Arbeiter im Rhein-Main-Gebiet. Franz Steiner Verlag GMBH, 1978 Wiesbaden


[1] Nach H. Walz in Alfred j. Tumat (Hrsg.), Migration und Integration, Baltmannsw., 1986

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